Bei dem vorliegenden, zu Wien aufbewahrten isländischen Psalter, genauer der isländischen Interlinearversion des lateinischen Psalters ist interessant, dass es sich hier um die älteste, wenn auch nicht sehr alte, erhaltene isländische Version der Psalmen handelt. Dass es keine ältere Übersetzung gibt, ist sehr bemerkenswert, da der Psalter im religiosen Leben, sowohl in der Liturgie wie im officium divinum als auch in der religiosen Erbauungsliteratur, eine ausserordentlich grosse Rolle gespielt hat.
Aus diesem Grund sind in anderen Ländern die Psalmen schon frühzeitig interlinear in die einzelnen Volkssprachen übersetzt worden; der Psalter ist überhaupt das am häufigsten übersetzte der biblischen Bucher. Die interlineare Glossierung mag dem des Latein nicht kundigen Laien zum besseren Verständnis der liturgischen Handlung gedient haben und ist auch zur Erlernung der lateinischen Sprache an Klosterschulen verwendet worden.